Diese kurze Abhandlung soll unsere Eltern informieren, beruhigen, aber auch sensibilisieren, um unseren kleinen und großen Patienten eine rechtzeitige und angepasste Asthmatherapie zukommen zu lassen. Wie bei vielen anderen Krankheiten liegt auch hier die Macht im Wissen um die Krankheit. Ich kann Auslöser nur dann meiden, Asthmaanfällen vorbeugen, oder sie rechtzeitig abfangen, wenn ich sie (er)kenne!
Was ist Asthma:
Eine Überempfindlichkeit der Atemwege, die Bronchien werden eng und verschleimen, das Ausatmen erschwert. Diese Episoden treten immer wieder (chronisch oder rezidivierend) auf.
Wann spricht man von einem Asthma bronchiale:
Wenn die Episoden von engen Bronchien (oft auch als Spastik, asthmoide Bronchitis, obstruktive Bronchitis etc. bezeichnet) 3-mal oder häufiger aufgetreten sind. Bei bekannten Allergien oder starker allergischer Familienbelastung kann auch schon bei der 2. Episode von einem Asthma ausgegangen werden.
Wie viele Kinder haben ein Asthma:
Nach oben genannter Definition haben in Deutschland ungefähr 10-15 % der Kinder ein Asthma, Tendenz zunehmend.
Was sind die Ursachen:
Es liegen wahrscheinlich verschiedene Ursachen zu Grunde, die noch nicht alle sicher bewiesen sind. Mit Sicherheit wissen wir heute von der familiären Belastung als eine der stärksten Ursachen (nicht nur Asthmafälle in der Familie, sondern auch starke allergische Belastung erhöhen das Risiko für die Kinder) d. h. also von einer angeborenen Neigung zum Asthma; hier im besonderen das allergische Asthma.
Bei Kleinkindern verursachen oft Infekte ein so genanntes hypersensitives Bronchialsystem, warum dies bei manchen Kindern der Fall ist, bei anderen nicht, bleibt unklar. Diese Fälle haben oft eine kürzere Laufzeit und sollten evtl. als eigenständiges Krankheitsbild gesehen werden. Andererseits scheinen frühzeitig durchgemachte Infekte das Allergierisiko sogar deutlich zu senken.
Auch ist heute der negative Einfluss von Passivrauchen bekannt, dies wurde durch verschiedene Studien wissenschaftlich belegt! Umweltfaktoren wie trockene Heizungsluft, Lebensgewohnheiten etc. spielen ebenfalls eine Rolle. Die Allergiebelastung von Säuglingen und Kleinkindern (Hausstaub, Schimmel in der Wohnung, Haustiere etc.) wird als Belastungsfaktor angesehen.
Vorerkrankungen der Lunge (Frühchen nach Beatmung, chronische Bronchitis bei behinderten Kindern etc., Mucoviszidose, Ciliendysfunktion, Bronchialfehlbildungen etc.) führen gehäuft zu Asthma, oder lassen sich mit einem Asthma verwechseln! Unklare Verläufe oder fehlendes therapeutisches Ansprechen sollte immer Anlass zu weiterer Diagnostik geben.
Was sind Auslöser von Asthmaanfällen:
Hier sind große individuelle Unterschiede zu beobachten. Es werden zwar Einteilungen nach allergischem- Infekt- Belastungs- psychischem Asthma etc. getroffen, bei Kindern liegen jedoch oft Mischformen vor. So haben auch typisch allergische Kinder ihre Asthmaanfälle bei Infekten oder bei Sport. Spezifische Reize wie Allergien ( Pollen, Tierhaare etc.) können genauso vorkommen wie unspezifische Reize ( Kälte, Anstrengung, Nebel, Rauch etc.).
Andere Einflüsse wie behinderte Nasenatmung oder ungenügende Trinkmenge können die Anfallsbereitschaft noch erhöhen, genauso hat die Psyche generell einen starken Einfluss (Angst – Hyperventilation; Stress – Infektanfälligkeit) auf die Anfallsbereitschaft und den Verlauf. Medizinische Diagnostik wie Allergietests, Provokationstests etc. sollten immer nur ergänzend eingesetzt werden, das wichtigste ist die persönliche Beobachtung!
Woran erkennt man einen Asthmaanfall:
Der Begriff Asthmaanfall ist für viele Eltern verwirrend. Die Mehrzahl der Asthmaanfälle sind keine akuten lebensbedrohlichen Situationen, sondern zeigen sich als harmloser Reizhusten, Schlafstörung, Nervosität oder allgemeine Unruhe, Kribbeln im Hals, Engegefühl der Brust, zäher Husten, eingeschränkte sportliche Leistungsfähigkeit oder nur durch Unlust beim Spielen.
Kinder wollen gesund sein, sie ignorieren oft Symptome wie leichte Atemnot, Husten, Probleme beim Ausatmen etc. Sie müssen besonders sensibilisiert werden, um Ihren eigenen ´Lungendetektiv` einsetzen zu können. Objektivierbare Meßmethoden wie Peak-Flow blasen oder eine Lungenfunktion sind von der Mitarbeit der Patienten abhängig und funktionieren meist erst ab einem Alter von 4-5 Jahren.
Definitionen des Asthmaanfalls anhand des Peak-Flows (bei Reduktion unter 80% des normalen persönlichen Wertes) oder über Lungenfunktionsparameter wie 1-Sekunden-Kapazität finden deswegen erst bei größeren Kindern Anwendung. Selbst die Auskultation beim Arzt (Abhören) schafft keine hundertprozentige Sicherheit (es gibt ´viel Lärm um nichts und ´stille Obstruktionen`). Entsprechend machen gerade die kleinen Kinder mit leichten Symptomen oftmals Schwierigkeiten in der Einschätzung. Die Beobachtung der Eltern ist hier häufig aussagekräftiger als Untersuchungsmethoden!
Wie ist die Prognose:
Prinzipiell deutlich besser als beim Erwachsenen-Asthma.
Heute wissen wir jedoch, daß wir die Prognose beeinflussen können! Durch reduzieren der Anfallshäufigkeit mit entsprechender Stufentherapie, Vermeiden von Auslösern etc. lässt sich die Prognose deutlich verbessern!
Was gehört zu einer Asthmatherapie:
Es gibt heute ein genau festgeschriebenes Therapieregime, abhängig von der Anfallshäufigkeit (Einteilung des Schweregrades), der Anfallsstärke und der Auslöser. Dennoch muss jede Therapie dem einzelnen Patienten angepasst sein, das Ansprechen auf eine Therapie ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Bei jeder Standardisierung gilt: Ein jeder Patient hat sein eigenes Asthma! Auf einzelne Medikamente soll hier nicht näher eingegangen werden.
Außer den Medikamenten sind noch mehrere Faktoren für eine optimale Therapie entscheidend: Ein genaues Monitoring (anhand von Asthmatagebuch oder Peak-Flow Kurve mit Festhalten von Medikation, Anfallshäufigkeit und –schwere, Ansprechen der Therapie, Auslöser, Begleitsymptome, Nebenwirkungen, `Lebensqualität´) sowie regelmäßige Kontrollen der Lungenfunktion, evtl. mit Provkationstest müssen die Therapie fortlaufend überwachen und sind der wichtigste Punkt in der Therapie!
Dies alles kann nur durch eine möglichst umfassende Schulung der Patienten und deren Eltern erfolgen. Jeder Patient muss sein eigener Arzt werden. Begleitende Maßnahmen wie Sanierung der Umgebung, Sport, richtige Lebensführung bis hin zur Urlaubsplanung und Berufswahl ergänzen das Programm.
Was sind persönliche Therapieziele:
Warum soll ich all diesen Aufwand betreiben wenn sich die Krankheit oft sowieso verwächst? Diese Frage steht oft im Raum. Auch Therapieziele müssen individuell formuliert werden. Verbesserung der körperlichen Aktivität ist zum Beispiel für Eltern sicher kein Argument, deren Kind sowieso schon ´zu aktiv` ist. Es sollen hier nur allgemein Therapieziele genannt werden, jeder muss sich zu seiner eigenen Situation Gedanken machen.
Vermeidung von schweren und lebensbedrohlichen Asthmaanfällen:
Für Eltern, deren Kind schon mal mit Sauerstoffbedarf und Notarzt auf der Intensivstation eingeliefert wurde, ist dieses Ziel selbstverständlich. Soweit sollte es jedoch gar nicht kommen, bei einem progredienten Asthma muss schon vorher alles getan werden um eine solche Situation zu vermeiden.
Verbesserung der Lebensqualität:
Lebensqualität bei Kindern klingt zunächst etwas diffus, es gibt jedoch mehrere objektivierbare Parameter dafür. Schulfehltage, Anzahl der Krankenhausaufenthalte, nächtliche Ruhestörung durch Husten, generell Reizhusten, Ausschluss von altersentsprechenden Aktivitäten und Sport durch eingeschränkte Belastbarkeit oder durch allergiebedingte Einschränkungen, Medikamenteneinnahme (Inhalationszeiten, Nebenwirkungen), Anzahl und Schwere der Anfälle (mit Ihren zum Teil erheblichen psychischen Belastungen wie Angst etc.), Ausgrenzung aus der Gruppe Gleichaltriger.
Verbesserung der Prognose:
Noch vor Jahren war man der Meinung daß sich ein kindliches Asthma in seiner Prognose genauso schlecht beeinflussen lässt wie ein Erwachsenenasthma. Studien der letzten Jahre haben jedoch gezeigt daß es einen direkten Zusammenhang von Anzahl und Schwere der Anfälle und Langzeitprognose (Dauer und Schweregrad des Asthmas, Folgeschäden wie Emphysem) gibt.
Im Klartext heißt dies:
Je stabiler ich meine Bronchien halte, desto eher werden sie gesund!
Krankheitsbewältigung:
Wie kann ich mit meiner chronischen Erkrankung optimal leben? Diese Frage gehört zu jeder chronischen Erkrankung und bezieht sowohl psychische wie auch physische Aspekte mit ein. Sie zielt nicht auf eine Verbesserung der Erkrankung, sondern auf ein Verhindern von Begleit- und Folgestörungen ab, die nicht in unmittelbarem physischen Zusammenhang mit der Erkrankung selbst stehen.
Wir bieten auch Seminare zur Asthma-Schulung an.
Asthmaschulung: www.asthmaschulung.de
Pollenflug der Region: www.donnerwetter.de
Selbsthilfegruppe Arbeitskreis allergiekrankes Kind: www.aak.de
Infos zur Kinderallergologie/Umweltmedizin: www.uminfo.de